im Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung Stuttgart

Pflege und Ungleichheiten – Potenziale einer intersektionalen Perspektive für die Pflegegeschichte

Die Pflege ist ein Arbeitsbereich, in dem Ungleichheitskategorien traditionell eine zentrale Rolle spielen. Die überwiegende Mehrheit der Pflegefachkräfte sind Frauen, lange Zeit hatte besonders in Deutschland religiöse Identität eine zentrale Bedeutung, der Einsatzvon Migrant:innen in der Pflege wurde zuerst in den 1960er Jahren staatlich organisiert, zugleich präg(t)en rassifizierende Zuschreibungendie Wahrnehmung und den Alltag dieser Arbeitsmigrant:innen. Ein Teil der eingewanderten Pflegekräfte war von Armut betroffen, bevor sie sich auf den Weg nach Deutschland machten. Mit dem Begriff der Intersektionalität, der sich innerhalb der Kulturwissenschaften zu einem Schlüsselbegriff entwickelte, gelang es der Juristin Kimberly Crenshaw 1989 auf die unsichtbare dreifache Diskriminierung hinzuweisen, der schwarze Frauen im Kampf um ihre Rechte als Arbeiterinnenin den Vereinigten Staaten ausgesetzt waren, da nicht nur die zwei Kategorien „gender“, und „class“ ihre Lebenswirklichkeit prägten, sondern als dritte die Kategorie „race“. Im Workshop solldas Potenzial eines intersektionalen Ansatzes für die Pflegegeschichte ausgelotet werden. Intersektionalität beschreibt die Überschneidung und Gleichzeitigkeit verschiedener Diskriminierungskategorien gegenüber einer Person. Dabei steht die Verzahnung verschiedener Differenzkategorien wie Geschlecht, Sexualität, Alter, Klasse, Nationalität, Dis/Ability und „Race“, sowie die Analyse der damit einhergehenden hierarchischen Machtverhältnisse im Mittelpunkt der Auseinandersetzung.

Mögliche Themen sind:

-soziale Hierarchien im Pflegealltag und Formen ihrer Aushandlung,

-Alltags-und Erfahrungsgeschichte von Arbeitsmigrant:innen in derPflege,

-Feminisierung der Arbeitsmigration durch zunehmende Internationalisierung des Care-Sektors,

-Homosexualität von Pflegekräften,

-Geschichte vonLohnwärter:innen,-Männer in der Pflege

Auch Beiträge, die sich nur mit einer dieser Kategorien innerhalb der Pflegebeschäftigen, sind willkommen. Damit wollen wir ganz verschiedenen Fragen und Themen wie bspw. den Zusammenhängen von Pflege und Geschlecht, Pflege und Migration oder auch Pflege und Behinderung nachgehen. Es ist daher nicht zwingend notwendig, dass die Vorträge mehrfache Ungleichsheitskategorien miteinander verbinden, dies kann auch während der Diskussion geschehen.

Abstracts (max. 2.000 Zeichen inkl. Leerzeichen), aus denen Titel, Fragestellung, Methoden und verwendete Quellen sowie mögliche Thesen/Ergebnisse hervorgehen, sind bis zum 01.05.2022 an Dr. Pierre Pfütsch (Schriftführer) per E-Mail zu richten: pierre.pfuetsch(at)igm-bosch.de