Der von Dr. Pierre Pfütsch herausgegebene Sammelband zur Rolle der Pflege in der NS-Zeit umfasst aktuelle Perspektiven, Forschungen und Quellen auf die Pflege in der NS-Ära, ihre Verantwortlichkeiten und Handlungsspielräume im „Dritten Reich“ sowie ihr berufliches Selbstverständnis zu dieser Zeit. Dabei wird aus verschiedenen Blickwinkeln das Geflecht von Pflege, Politik und Religion beleuchtet. Die direkte Beteiligung von Pflege an Euthanasieaktionen und ihr Einsatz in Lagern wird ebenso analysiert wie die Rolle von Hebammen in der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik. Thematisiert wird außerdem, inwieweit eine pflegerische Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen geschah.
Ricardo Ayala, Faculty of Health & Social Sciences, University of the Americas, Santiago, Chile
Markus Thulin, Fachgesellschaft Pflegegeschichte e.V.
Dieser Artikel rekonstruiert Chiles Gesundheitspolitik mit dem Fokus auf das Mutter-Kind-Programm 1970-1973. Es wurde zu einer Verbindung aus Gender- und Gesundheitspolitik, propagierte ein gemeinsames Vorgehen und die Schaffung eines Wohlfahrtsstaates. Die zugrundliegende Analyse von Primärquellen ermöglicht eine Analyse der Kontinuität des Programms von seinen Ursprüngen zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Regierungszeit der Unidad Popular unter Präsident Salvador Alllende. Der Artikel zeigt die drei Bereiche auf, die für die neue Sozialmedizin entscheidend waren: Organisatorische Vorgaben, professionales Training und ein gesamtgesellschaftliches Bildungsprogramm.
Der Artikel wurde in spanischer Sprache veröffentlicht und ist unter folgendem Link abrufbar :
Markus Thulin, Fachgesellschaft Pflegegeschichte e.V.
Ricardo Ayala, Faculty of Health & Social Sciences, University of the Americas, Santiago, Chile
Markus Thulin und Ricardo Ayala zeigen auf, wie die Krankenpflege und die Pflegenden in das politische System Chiles involviert waren. Der Fokus liegt dabei auf den veränderten Versorgungsleistungen und Arbeitsbedingungen in einem wohlfahrtsstaatlichen und einem privatisierten Versorgungssystem. Auf der Grundlage umfangreicher Archivrecherchen und Interviews mit Vertreter*innen aus Pflege und Pflegepolitik untersuchen die Autoren, wie Pflegende Reformen umsetzten, sie herausforderten und wie sich nationale Politik auf die Krankenpflege auswirkte. Darüber hinaus bieten sie eine Analyse der Beschäftigung und der Mobilität der Pflegenden sowie ihrer Lobbyarbeit in der Presse und in den Gewerkschaften. Die Autoren erklären, wie die chilenische Gesundheitspolitik unter US-amerikanischen Einfluss stand, der Erfolg der daraus resultierenden Reformen jedoch von der Flexibilität und Bereitschaft der Pflegenden abhing. Durch die Untersuchung der größten weiblichen Berufsgruppe Chiles im 20. Jahrhundert, bietet das Buch neue Einblicke in die Privatisierung von Politik und Gesellschaft und will einen Beitrag zu den zeitgenössischen Debatten über das chilenische Sozialsystem leisten.